IWL (Industriewerke Ludwigsfelde) war ein DDR Hersteller von Motorrollern, bekannt für Modelle wie den IWL Pitty, Wiesel, Berlin und Troll. Die Roller zeichneten sich durch Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit aus und waren in den 1950er und 1960er Jahren weit verbreitet. Obwohl die Produktion 1965 endete, sind IWL Roller auch dank der Ersatzteilversorgung durch uns heute noch auf der Straße unterwegs.
Zu Beginn der 1950er Jahre war der Motorrollerfunke auf die noch junge DDR übergesprungen, genauso wie er zuvor aus Italien und der Schweiz kommend, die Bundesrepublik infiziert hatte. Die traditionellen Fahrzeughersteller waren kapazitätsmäßig absolut ausgelastet. Die Entscheidung für eine Motorrollerproduktion fiel auf das VEB Industriewerk Ludwigsfelde. Bis zum Ende in 1964 wurden Pitty, Wiesel, Berlin und Troll in einer Gesamtzahl von 233.289 Stück produziert.
Modelle & Technische Daten
IWL Fahrzeuge
Im nur 11-jährigen Produktionszeitraum von IWL sind 4 Motorrollermodelle entstanden. Bis zum Ende in 1964 wurden Pitty, Wiesel, Berlin und Troll in einer Gesamtzahl von 233.289 Stück produziert. Wir bieten verschiedene Verschleißteile, Dreh- und Anbauteile zum Erhalt der Fahrzeuge an.
1945 wird das Flugzeugmotorenwerk der Daimler-Benz Motoren GmbH südlich von Berlin durch Bombenangriffe teilweise zerstört. Mit dem Ende des Krieges, gemäß dem Potsdamer Abkommen, wird das Werk demontiert, teilweise gesprengt und Zeichnungen sowie Einrichtungen und Maschinen abtransportiert.
>1948
1948
Errichtung einer Kraftfahrzeugwerkstatt unter dem Namen KWL (Kraftwagenwerk Ludwigsfelde). Repariert werden Fahrzeuge der sowjetischen Armee sowie kommunale Fahrzeuge.
>1951
1951
Gründung der IWL (Industriewerke Ludwigsfelde), ein neuer Betrieb mit Prüfstand und Produktion von Schiffsdieselmotoren entsteht. Schnell entwickelt sich eine Palette von Boots- und Flugzeugmotoren, Dieselkarren und anderen motorgetriebenen Aggregaten.
>1953
1953
Stadtroller Pitty
Mit Spezialisten von MZ wird unter erheblichem Zeitdruck ein erstes Motorrollermodell konstruiert und eine Nullserie von 20 Stück produziert. Der Stadtroller Pitty mit 5 PS und 125 ccm IFA RT Motor steht bereit.
>1955
1955
Der Lenker, die Armaturen, die Zündanlage sind von der RT übernommen. Für die Felgen und Reifen werden neue Zulieferer gebraucht - für diese Teile gibt es erhebliche Probleme was eine Verzögerung der Serienproduktion von 1954 auf 1955 zur Folge hat. Nach der Erprobung und der Namensgebung ,, PITTY“ kann am 01.01.1955 die Bandmontage die ersten Motorroller liefern. Der Motorroller aus der noch jungen DDR wiegt durch seine üppige Blechverkleidung gut drei Zentner. Der RT Motor hat mit dem Gewicht Mühe, gute Fahrwerte zu erreichen. Zusätzlich wird Leistung durch das aufgesetzte Gebläse verloren. Beim Roller Pitty führen seine Eigenmasse und das pummelige, plumpe Aussehen zu Kritiken. Auch soll im Hinblick auf größere Stückzahlen der Fertigungsaufwand reduziert werden
Zum Stückpreis von 2.300 Mark werden insgesamt 11.293 Einheiten verkauft..
>1956
1956
SR56 Wiesel
Der „Wiesel“ wird konstruiert. Es wird entschieden, den vorderen Rahmenteil mit der Gabel zu belassen und fahrgestellseitig nur den Komplex der Hinterradfederung zu erneuern. Bei der Karosserie wird hingegen die Hinterhaube erhalten und lediglich das vordere Erscheinungsbild angepasst. Eine Massereduzierung von 16 kg wird durch die Verwendung von Aluminium bei der Karosserie erreicht. Gegenüber dem „Pitty“ gibt es Veränderungen an der Ankerplatte der Vorderradnabe um Schäden an der Tachometerwelle durch Stauchung zu verhindern. Für den Auspuff lässt man sich ebenfalls eine eigenwillige Lösung einfallen. Unterhalb des Rahmenzentralrohrs wird ein kastenförmiger Unterzug angeschweißt, in den auf der rechten Seite über ein kurzes Rohr die Abgase des Motors geleitet werden. Nach vorn versetzt gibt es auf der hinteren Seite ein Anschlussrohr für den Schalldämpfer. Dieser kann somit unter dem Trittbrett angeordnet werden, womit Verbrennungen und Verschmutzungen der Kleidung unterbleiben. Dieser Unterzug und diese Auspuffanordnung sind die charakteristischen Merkmale für den Originalzustand eines „Wiesels“. Zur Namensfindung gibt es einige Vorschläge wie „Lux“, „Luchs“, „Wiesel“ und „SR 56 City“. Man einigt sich auf „Wiesel“ und dieser Name und die Typenbezeichnung SR56 (Stadtroller 1956) werden als erhabener Schriftzug aus Polyamid fortan auf dem Spritzblech auf der linken und rechten Seite angebracht.
Die Wiesel werden ab Mai 1956 bis April 1959 in einer Stückzahl von 57.400 gebaut.
>1959
1959
SR59 Berlin
Beim Bau des „Berlin“ Motorrollers entschließt man sich, das äußere Erscheinungsbild im wesentlichen zu belassen und die Schwachpunkte des „Wiesel“ zu beseitigen. Auch die Fertigungszeit soll weiter reduziert werden. So entsteht der erfolgreichste Ludwigsfelder Roller „Berlin“. Verbaut ist nun der leistungsfähigere 4-Gang Motor der RM150, viele weitere Neuerungen fließen mit ein: Ein neu angeordneter und verchromter Auspuff mit Krümmer direkt am Motor, ein neuer multifunktionaler Haubenträger sowie deutliche Verbesserungen an beiden Seiten des Fahrwerks, eine geänderte Sitzbank - bestehend aus zwei komfortablen Einzelsitzen, abschließbar und damit Diebstahlschutz für das darunter befindliche Werkzeug. Schließlich noch das jetzt als Druckgussteil hergestellte Aluminium-Trittbrett mit dem charakteristischen Waffelmuster.
SR59 Berlin Roller werden von Mai 1959 bis Dezember 1962 in einer Stückzahl von 113.943 gebaut.
>1963
1963
Troll 1
Für den Nachfolger des „Berlin“ gibt es zahlreiche politische und betriebswirtschaftliche Zwänge zu beachten, es soll kein Material aus dem kapitalistischen Ausland importiert werden. Dies ist der Grund für die Konstruktion des Kastenrahmens aus Blech. Durch einen Arbeitskräftemangel war IWL zu einer möglichst rationalen Fertigung gezwungen. Es werden viele Teile und Baugruppen aus der Motorradfertigung von MZ verwendet. Erstmals kamen beim „Troll“ Formgestalter bzw. Designer zum Einsatz, deren Freiraum aber durch die vorgeschriebene Verwendung der MZ Bauteile eingeschränkt ist (lange Federwege machen eine größere Bodenfreiheit erforderlich). Eine Motorleistung von 9,5 PS (7kW), asymmetrisches Abblendlicht und Lichthupe, hydraulisch gedämpfte Federbeine in Verbindung mit Langarmschwingen machen aus dem „Berlin"-Nachfolger ein erfolgversprechendes Modell. Die Herstellung von 30.000 Fahrzeugen, bei einer Taktzeit von 3,75 min ist das Ziel der Jahresproduktion. Der Name für das Nachfolgermodell des "Tourenroller Ludwigsfelde" wird durch die Belegschaft gefunden. Um die Zuverlässigkeit des „Troll 1“ unter Beweis zu stellen und verkaufsfördernd zu werben, nehmen sieben Fahrer des Ludwigsfelder Sportclubs am 01.04.1964 an der Langstreckenfahrt Dresden-Rostock-Dresden über 1.000 km teil. Sie starten in der Klasse bis 200 ccm und kommen mit den Plätzen 1, 2, 5, 7, 10, 14 und 25 ins Ziel. Der Verkauf des „Troll 1“ beginnt schleppend. Es gibt keine Wartelisten für Zweiradfahrzeuge mehr. Der gestiegene Lebensstandard lässt bereits den Erwerb des Kleinwagens „Trabant“ wünschenswert erscheinen.
Insgesamt werden 56.513 „Troll 1“ gefertigt. Die letzten Roller werden bis zum 31.03.1965 dem Handel übergeben.